Matthias Erzberger

Finanzreformer und Wegbereiter für Demokratie und Frieden

Biografie

1875
Am 20. September wird Matthias Erzberger in Buttenhausen auf der Schwäbischen Alb geboren. Sein Vater ist gelernter Schneider und arbeitet als Briefträger. Seine Mutter stammt von einem Bauernhof.

1894
Erzberger tritt als Volksschullehrer in den württembergischen Schuldienst ein.

1896
Als Redakteur beginnt Erzberger in Stuttgart bei der katholischen Zeitung “Deutsches Volksblatt” zu arbeiten. Politisch engagiert er sich für die katholische Zentrumspartei.

1897
Ehrenamtlich übernimmt Erzberger die Aufgabe eines Arbeitersekretärs und berät in den folgenden Jahren Tausende vor allem in Rechtsfragen.

1899
Beim Zusammenschluss christlicher Gewerkschaften spielt Erzberger eine wichtige Rolle.

1903
Für das Zentrum zieht Erzberger in den Reichstag ein. Mit 28 Jahren ist er dort der jüngste Abgeordnete.

1904
Erzberger wird Mitglied des Haushaltsausschusses und entwickelt sich in den nächsten Jahren zu einem der einflussreichsten Finanzpolitiker.

1905/06
Im Reichstag prangert Erzberger Missstände in den Kolonien an.

1914
Im Ersten Weltkrieg organisiert Erzberger deutsche Auslandspropaganda.

1917
Vergeblich verhandelt Erzberger im Frühjahr mit einem russischen Politiker über einen deutsch-russischen Waffenstillstand.
Im Juli regt Erzberger die Friedensresolution des Reichstages an. Außerdem zählt er zu den Gründungsmitgliedern des Interfraktionellen Ausschusses.

1918
Am 4. Oktober wird Erzberger Minister im Kabinett Max von Baden.
Ab 8. November verhandelt Erzberger in Compiègne über einen Waffenstillstand.
Am 11. November beendet Erzberger mit seiner Unterschrift unter das Abkommen den Ersten Weltkrieg.
Zurück in Berlin bleibt er trotz der Revolution Minister und ist für Waffenstillstandsfragen verantwortlich.

1919
Im Mai und Juni setzt sich Erzberger erfolgreich dafür ein, dass die Weimarer Nationalversammlung der deutschen Unterschrift unter den Versailler Vertrag zustimmt.
Am 21. Juni wird Erzberger Vizekanzler und Reichsfinanzminister im Kabinett Gustav Bauer. Mit seiner Reichsfinanzreform ordnet er innerhalb von neun Monaten das Steuer- und Finanzwesen neu.

1920
Der Prozess Helfferich-Erzberger beginnt am 19. Januar. Helfferich hatte den Reichsfinanzminister in einer Serie von Zeitungsartikeln so verleumdet, dass Erzberger nur mit einer Anzeige reagieren konnte. Während des Prozesses wird am 26. Januar auf Erzberger ein Attentat verübt, das der Minister verletzt überlebt.
Der Prozess wird bis März fortgesetzt. Die Verurteilung Helfferichs zu einer Geldstrafe von 300 Mark kommt einer moralischen Verurteilung Erzbergers gleich. Der Minister tritt zurück, um sich rehabilitieren zu können.

1921
Im Sommer bereitet Erzberger sein politisches Comeback vor. Er hat seine Rehabilitierung erreicht.
Am 26. August wird er auf einem Spaziergang bei Bad Griesbach (Schwarzwald) erschossen.
Am 31. August begleiten Tausende Erzbergers Leichnam zum Biberacher Friedhof.